Eine allergenspezifische Immuntherapie ist die einzige Möglichkeit, der Allergieursache, d.h. der überschießenden Immunantwort entgegenzuwirken. Unser Medical Team gibt einen Überblick über die Anwendungsformen und beantwortet in diesem Ratgeberbeitrag wichtige Fragen.
Die sogenannte Hyposensibilisierung wird vor allem bei Typ 1-Allergien eingesetzt, bei denen der Antikörper IgE eine zentrale Rolle spielt. Dabei werden dem Betroffenen kontrolliert steigende Konzentrationen jenes Allergens verabreicht, das für die Symptome verantwortlich ist.
Zu Beginn wird dem Körper nur eine geringe Konzentration des Allergens zugefügt – eine klassische allergische Reaktion wird dadurch noch nicht ausgelöst. Es kommt allerdings zu einer Aktivierung spezifischer Antikörper, Botenstoffe und Zellen des Immunsystems. Diese blockieren eine Verstärkung der Immunreaktion und schwächen die Entzündungsreaktionen im Gewebe ab.
Langsam und kontrolliert wird in gewissen Zeitabständen die Zufuhr des Allergens erhöht. So gewöhnt sich der Körper langsam und langfristig an das Allergen und entwickelt eine Allergentoleranz.
Bei der allergenspezifischen Immuntherapie wird zwischen zwei Formen unterschieden, abhängig davon, wie das Allergen verabreicht wird.
SCIT subkutane Immuntherapie: Injektion mit einer Spritze.
SLIT sublinguale Immuntherapie: Verabreichung in Form einer flüssigen Lösung oder mit Tabletten.
Der Ergebnis-Report des igevia-Allergietests gibt an, bei welchen Allergenen eine spezifische Immuntherapie möglich ist. Sprechen Sie für nähere Informationen bitte mit Ihrer Ärztin bzw. Ihrem Arzt.
Bei Allergien, die ganzjährlich Beschwerden verursachen kann jederzeit nach der Diagnosestellung mit der allergenspezifischen Immuntherapie begonnen werden. Bei saisonalen Allergien, wie der Pollenallergie sollte nicht während der Saison, sondern im Spätsommer oder Herbst mit der Therapie begonnen werden.
Um eine optimale Wirksamkeit der Therapie zu erreichen ist es notwendig diese lange genug durchzuführen. Durchschnittlich wird ein Therapiezeitraum von (mindestens) drei Jahren empfohlen.
Die Wirksamkeit der allergenspezifischen Immuntherapie hängt ab von:
Zahlreiche klinische Studien belegen den Erfolg der Hyposensibilisierung. Es kommt nachweisbar zur Linderung allergischer Symptome sowie zur Reduktion von Medikamenten.
Besonders vielversprechend ist die allergenspezifische Immuntherapie bei Pollenallergien, Hausstauballergien (vor allem bei allergischer Rhinitis) sowie bei Bienen- und Wespengiftallergien.
Grundsätzlich wird die Therapie gut vertragen. Schwere oder lebensbedrohliche Nebenwirkungen, wie der anaphylaktische Schock, kommen nur sehr selten vor.
Die meisten Nebenwirkungen sind leicht bis mittelschwer und klingen bereits nach kurzer Zeit wieder ab. Im Sinne der Patientensicherheit bleiben die Betroffenen nach Verabreichung der Allergiespritzen mindestens eine halbe Stunde in der Klinik oder Praxis, um rasch auf Nebenwirkungen zu reagieren. Auch bei einer SLIT wird empfohlen, die Therapie anfangs von einer Ärztin bzw. einem Arzt überwachen zu lassen.
Nebenwirkungen einer SCIT an der Injektionsstelle:
Nebenwirkungen einer SLIT:
Auch künstlich hergestellte Anti-IgE-Antikörper werden zur Behandlung von allergischen Erkrankungen eingesetzt. Diese blockieren den Antikörper IgE, der ein wichtiger Vermittler von allergischen Reaktionen ist, und minimieren allergische Entzündungen. Ein bekannter Anti-IgE-Antikörper ist Omalizumab, der sich bereits seit Jahren bei der Behandlung von Asthma, Neurodermitis und Nesselsucht (Urtikaria) bewährt.
Geprüft
Dieser Artikel wurde von unserem Medical-Team auf seine inhaltliche Richtigkeit geprüft.
Quellen:
Pfarr, O et al., 2014: Leitlinie zur (allergen-) spezifischen Immuntherapie bei IgE-vermittelten Erkrankungen. Allergo J Int 2014; 23:282
Biedermann, T et al. (Hrsg., 2016): Allergologie. Springer, Berlin/Heidelberg, 2. Aufl., ISBN 9783642372025