Nora Zulehner, PhD, Medical advisor von igevia im Interview mit dem Magazin Ärzte Exklusiv. Themen: Was kann die Wissenschaft dazu beitragen, dass eine frühzeitige Abklärung der Allergiebeschwerden ermöglicht wird und wo liegen die aktuellen Schwerpunkte in der Forschung.
Rund 30 % der Menschen in Europa leiden an einer Allergie. Aber nur knapp 3 % kennen Schätzungen zufolge den eigenen Allergenstatus und sind in entsprechender Therapie. Eine frühzeitige Abklärung der Beschwerden ist aber eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung. Was die Wissenschaft dazu beitragen kann, weiß Nora Zulehner, Phd, Medical Advisor von igevia.
Zulehner: Es ist tatsächlich so, dass sich die Zahl der Allergiker in den Industrieländern seit den 70er-Jahren deutlich erhöht hat. Es ist eine naheliegende Hypothese, dass der moderne Lebensstil viel dazu beiträgt: Übertriebene Hygiene und zunehmende Umweltbelastungen, aber auch die Veränderung der Vegetation durch den Klimawandel sind nur einige der Ursachen. Auch die Globalisierung wirkt auf Allergien, denn der Lebensmittelmarkt hat sich deutlich verändert.
Es gibt keine allgemeingültige „Allergiediät“ oder Handlungsanleitungen, aber es gibt natürlich Tipps zur Vorbeugung. Wer sich während der Schwangerschaft und Stillzeit ausgewogen ernährt, legt beim Nachwuchs einen guten Grundstein. Stillen wird aktuell bis zum 5. Lebensmonat empfohlen, um präventiv zu wirken. Der Verzicht auf bestimmte Lebensmittel wie Äpfel, Nüsse oder Milch wird nicht empfohlen, ebenso übertriebene Hygienemaßnahmen. Einen deutlichen Zusammenhang gibt es zwischen dem Rauchen in der Schwangerschaft sowie Stillzeit und einer höheren Allergieprävalenz bei Kindern.
In der Grundlagenforschung gehen Wissenschaftler vor allem der Frage nach, welche Zellen im Immunsystem Auslöser für Allergien sind. Neue Ansätze in der Immuntherapie arbeiten an der Verbesserung von Impfungen. Vor allem soll die Zahl der erforderlichen Behandlungen reduziert und die Nebenwirkungen verringert werden. Neue Diagnosemethoden, wie etwa die Multiplextestung, sind ebenfalls ein Forschungsfeld. Dabei werden nur kleine Probenmengen benötigt, so können mit 0,5 ml Blut über 270 Allergene getestet werden.
Zur Person:
Nach dem Studium der Molekularbiologie hat Dr. Nora Zulehner fünf Jahre lang am AKH-Wien am Institut für Allergieforschung als Wissenschaftliche Mitarbeiterin gearbeitet und dort promoviert. Derzeit arbeitet sie als Medical Advisorin im Healthtech-Unternehmen igevia.
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