Der Brutkasten ist Österreichs führende Plattform für Startups, die digitale Wirtschaft und Innovation und wirft einen wirtschaftlichen Blick auf igevia und den neuen Weg der Allergietestung.
Redakteurin: Carina Wurz, derbrutkasten.com
Ein paar Tropfen Blut auf den Teststreifen, ab damit per Post ins Labor und innerhalb weniger Tage steht der Allergen-Report online zum Abruf bereit: So einfach kann ein Allergietest sein. Möglich machts igevia.
Das Linzer HealthTech Startup bringt einen wissenschaftlich fundierten Test für zuhause auf den Markt. Die Gründer Dominik Flener und Gerhard Feilmayr setzen auf Ihre langjährige Erfahrung im Gesundheitsbereich, ein neues Testverfahren und die enge Partnerschaft mit der Medical Community.
Rund 30% der Menschen in Europa leiden an einer Allergie. Aber nur knapp 3% kennen Schätzungen zufolge den eigenen Allergenstatus und sind in entsprechender Therapie. „Allergiker haben sehr oft einen langen Leidensweg. Es dauert derzeit bis zu 9 Jahre bis eine Allergie korrekt diagnostiziert und therapiert wird“, weiß igevia-Gründer Gerhard Feilmayr.
Diese Tatsache brachte ihn und seinen Co-Founder Dominik Flener auf die Idee, einen einfachen Allergietest für zuhause zu entwickeln: „Bestehende Testverfahren sind zeitaufwendig und oft mit Schmerzen verbunden“, so Feilmayr. Anders beim Verfahren vom Linzer Startup igevia: „Wir benötigen nur eine kleine Blutprobe, die mit der igevia-Box bequem zuhause oder beim Arzt abgenommen werden kann“, erklärt er.
Die Analyse erfolgt mit der innovativen Technologie „ALEX – Allergy Xplorer“ im Partnerlabor in Wien. Als Ergebnis erhalten die Portal-User ihren persönlichen igevia-Allergen-Report, der das Testergebnis für 273 Allergene (Aktualisierung Jänner 2023: 295 Allergene) übersichtlich zusammenfasst – als wissenschaftliche Basis für jedes weiterführende Arztgespräch.
Auf den ersten Blick scheint igevia ein ähnliches Produkt anzubieten wie kiweno, das zuletzt wegen ihrer Testmethoden in Kritik geraten ist. Doch anders als beim vermeintlichen Konkurrenzprodukt von kiweno testet igevia nicht auf Nahrungsmitellunverträglichkeiten und Intoleranzen, sondern auf allergieauslösende Stoffe, sogenannte Allergene.
Und auch das Testverfahren unterscheidet die Produkte: igevia testet auf das Vorhandensein von Immunglobulin E (kurz IgE), das wissenschaftlich nachgewiesen in einem Zusammenhang mit Allergien steht. Kiweno testet auf Immunglobulin G (kurz IgG), das allerdings in keinem wissenschaftlich belegten Zusammenhang mit Unverträglichkeiten steht. Dieser kleine, aber entscheidende Unterschied war Feilmayr und Flener in der Entwicklung ihres Tests viel Zeit und Energie wert: „Eine unserer größten Herausforderungen war es einerseits, die für die Produktentwicklung notwendigen Expertisen konzertiert zu führen und andererseits die Regulatorien des aktuellen Medizinproduktegesetz zu erfüllen“, erzählt Feilmayr.
Um knapp 200 Euro ist der angeblich modernste Allgergietest Europas sowohl im Online-Shop wie auch bei Ärzten und Apotheken erhältlich – und damit ortsunabhängig, rasch und einfach zugänglich. „Ärzte können damit ihre Kunden direkt auf Allergien testen und verlieren keine Zeit durch eine Überweisung an ein Labor. Apotheken können Kunden kompetent beraten und bei der Therapie begleiten“, fasst Gerhard Feilmayr die Vorteile der gewählten Vetriebswege zusammen.
Im Rahmen der von igevia eigens angebotenen Programme zur Betrieblichen Gesundheitsförderung werden die Tests zusätzlich an die Kunden gebracht. Der enge Kontakt zu Ärzten und Apotheken ist für die igevia Gründer eine wesentliche Säule für den Erfolg des Produkts.
Damit die Testergebnisse von der Medical Community anerkannt werden, arbeitet igevia nur auf einer wissenschaftlich fundierten Basis: Für die Allergietestung nutzt igevia die Technologie „ALEX – Allergy Xplorer“ des österreichischen Unternehmens Macro Array Diagnostics. Ein Verfahren, dass auch im AKH Wien und der Charite Berlin zum Einsatz kommt. Es handelt sich dabei um die modernste Multiplex-Technologie, die eine kleine Menge Blut auf 273 Allergene (Aktualisierung Jänner 2023: 295 Allergene) analysiert und damit alle gängigen Allergenquellen abgedeckt. Mit Prof. Dr. Karl-Christian Bergmann von der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst konnten die Founder außerdem einen anerkannten Experten für den Medizinischen Beirat gewinnen.
Ihre langjährige Erfahrung kam den Foundern in der Entwicklung von igevia und im Aufbau von Partnerschaften in der Medizinwelt zugute: Gerhard Feilmayr, CEO und Head of Productdevelopment, ist seit über 20 Jahren innerhalb der Kommunikationsbranche für einen der größten Anbieter von Immuntherapie tätig und hat die Pollen App der MedUni Wien (mit)entwickelt. Dominik Flener führt seit 13 Jahren sein Beratungsunternehmen HealthCareConsulting Group, das Konzepte für die Kommunikation zwischen Pharmaunternehmen und Ärzten, Apothekern und Patienten entwickelt und umsetzt. Gemeinsam kommen die Gründer auf fast 50 Jahre Erfahrung in unterschiedlichen Aufgaben im Gesundheitsbereich.
igevia ist im April 2018 in Österreich auf den Markt gekommen und expandiert derzeit nach Deutschland, UK und Irland. „Derzeit etablieren wir den Allergietest in Österreich. Im Herbst erweitern wir den Markt und expandieren in UK und Irland. In Deutschland beginnen wir mit dem Roll Out in den größeren Städten – beginnend mit Berlin“, blickt Gerhard Feilmayr in die Zukunft.
Langfristig will igevia der führende Anbieter von Invitrodiagnostik im Allergiebereich in ganz Europa sein. Dazu braucht man aber noch die nötigen finanziellen Mittel: „Aktuell arbeiten wir fast ausschließlich mit Eigenkapital. In nächster Zukunft haben wir Aussicht auf Finanzierungen durch regionale Banken und der oberösterreichischen Kreditgarantiegesellschaft“, freut sich Gerhard Feilmayr.
Unterstützungen durch die öffentliche Hand vermisst der Gründer in Östereich: „Die Politik rühmt sich zwar für die erfolgreiche Startup-Szene, aber an wirksamer Unterstützung fehlt es.“ Trotzdem: Österreich ist ein gutes Pflaster für ein Health-Startup: „Wien ist im Gesundheitsbereich ein international anerkanntes Pflaster. Und in Linz und Umgebung haben wir mit dem Medizintechnik-Cluster, der Kepler-Uni, der neuen MedUni Linz und dem Campus Hagenberg Top Partner im Technologie- und Medizinbereich“, sagt Feilmayr und schließt an: „Also es macht schon Spaß, in Österreich ein Unternehmen zu gründen.“ Und das ist wohl die beste Voraussetzung für eine gute Weiterentwicklung!
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