Allergologe Prof. Dr. Bergmann im Interview

Prof. Dr. Karl-Christian Bergmann ist Allergologe und Vorsitzender der Stiftung deutscher Polleninformationsdienst. In unserem Interview erklärt er worauf Allergiker achten sollten, wann und zu welchem Zeitpunkt Allergietestungen sinnvoll sind und wie sich die Testverfahren unterscheiden.

Interview mit Prof. Dr. Karl-Christian Bergmann

igevia: Wer sollte überhaupt einen Allergietest machen?

Prof. Dr. Bergmann: Da kommen mehrere Personengruppen in Betracht. Da sind zum einen jene, die Symptome haben, die durch übrige Diagnostik schwer erklärbar sind. Zum anderen können es Personen sein, denen ihre Allergie zwar bekannt ist, die aber gerne wissen möchten wie sich diese Allergie entwickelt. Außerdem gibt es Eltern, deren Kind vielleicht erst drei Jahre alt ist und ständig hustet, die sich Fragen ob eine Allergie der Grund dafür ist. Dies ist durchaus sinnvoll, da man selbstverständlich bereits in diesem Alter eine Allergie nachweisen kann.

Ab welchem Alter kann eine Allergietestung gemacht werden, beziehungsweise macht eine Testung Sinn?

Prinzipiell kann man eine Allergie gleich nach der Geburt im Nabelvenenblut nachweisen. Angenommen Vater und Mutter sind beide Allergiker und interessiert daran, ob das neugeborene Kind ein Risiko hat, in den nächsten Jahren eine Allergie zu entwickeln. Die Antikörper werden schon im mütterlichen Leib gebildet, weshalb diese im Nabelvenenblut nachgewiesen werden können. Besonders bei kleinen Kindern befürchten Eltern häufig die Blutabnahme könnte weh tun – hierfür gibt es jedoch spezielle Salben, die zuvor auf die Stelle aufgetragen werden, wodurch die Abnahme völlig schmerzfrei ist.

Wann sollte eine Testung idealerweise gemacht werden? Ist eine Testung im Herbst empfehlenswert oder zu früh?

Definitiv! Ein zu Früh gibt es in diesem Zusammenhang nicht – man kann eine Allergie gar nicht früh genug erkennen. Es ist durchaus sinnvoll jetzt im Herbst die vorhandenen Antikörper zu bestimmen, damit beispielsweise im Januar mit einer Immuntherapie gegen den Auslöser (z.B. Gräserpollen) begonnen werden kann. Insbesondere für Pollenallergiker gilt der Satz: Je mehr man seine Allergie kennt, umso weniger leidet man darunter!

Als grobe Unterscheidung gibt es die Möglichkeit des Hauttests und die Möglichkeit der Bluttests. Was sind aus Ihrer Sicht die Vorteile der Varianten und wozu würden Sie im ersten Schritt raten?

In Europa machen wir meistens im ersten Schritt den Pricktest (Hauttest) an den Unterarmen. Dieser eignet sich dann, wenn der Patient keine Medikamente gegen Allergien einnimmt, die Haut in Ordnung ist und wenn es um Allergene geht, die nicht gefährlich sind. Ist die Haut nicht in Ordnung oder werden anti-allergische Medikamente eingenommen, sollte auf jeden Fall bereits im ersten Schritt der Bluttest gemacht werden.

Viele machen zuerst den Hauttest und im Anschluss, für ein genauere Ergebnis noch den Bluttest. Hier gibt es die Unterscheidung zwischen Extrakten beim Hauttest und Komponenten beim Bluttest. Warum ist die so wichtig?

Diese Unterscheidung ist sehr wichtig! Für den Hauttest am Unterarm haben wir in Europa nur eine sehr begrenzte Anzahl von Allergenen zu Verführung, die sauber und somit verwendbar sind. Beim Bluttest habe ich ganz andere Möglichkeiten, da er ein viel größeres Spektrum von Allergenen abdeckt. Dadurch kann beispielsweise bei einer Allergie gegen Katzen nicht nur das Hauptallergen festgestellt werden, sondern auch, ob Antikörper gegen weitere Allergenkomponenten der Katze vorhanden sind. Dies ist insbesondere für die gezielte Immuntherapie von Belangen. Der Bluttest ist daher die deutlich spezifischer Variante, um die genauen Auslöser der Beschwerden zu erkennen.

„Je besser man seine Allergie kennt, umso weniger leidet man darunter!“

Prof. Dr. Karl-Christian Bergmann
Vorsitzender Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst

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